Mittwoch, 13. Oktober 2010
Kathmandu
Schon als wir uns der Grenze nach Nepal genaehert haben, hat sich die Landschaft veraendert. Aus weiten, trockenen Steppen wurden kleine, stark bewachsene Schluchten, welche in hoeheren Lagen ein wenig dem Schwarzwald aehnelten, gegen Kathmandu aber eher die Gestalt einer Dschungellandschaft eingenommen haben.
Was ich ueber den chinesischen Verkehr gesagt habe, nehme ich zurueck. In Nepal wird noch viel gestoerter gefahren. So etwas habe ich noch nie erlebt.
Auf unserem Weg nach Kathmandu sahen wir einen Bus im Strassengraben, welcher in der Kurve vom Weg abgekommen und in ein Haus hineingerast zu sein schien. Gestern hatte ich auch eine abenteuerliche Fahrt, als mein Taxifahrer auf die Gegenfahrbahn gewechselt hat, als sich auf unserer Seite ein Stau gebildet hat.
Nachdem ein Polizist ihm zunaechst geholfen hat, sich wieder richtig einzuordnen - die anderen Fahrer wollten den Draengler natuerlich nicht zuruecklassen - wollte er ihn anscheinend auch zur Rede stellen.
Mein Fahrer ist hatte auf dessen Belehrungen aber anscheinend keine Lust und ist einfach losgefahren. Der Polizist hat uns, sich mit einer Hand am Wagen festhaltend und mit der anderen Hand auf das Wagenblech schlagend noch ein paar Meter begleitet, ist dann aber nichtmehr nachgekommen und hat sich wieder der Unordnung der Kreuzung, an welcher er stand, gewidmet...
Kathmandu ist ziemlich laut, schnell und dreckig und staendig wird man von Verkaeufern belaestigt.
Da mir das zu viel war nach der anstrengenden Tibettour, habe ich es mir in der Tamelstrasse, der Touristenstrasse in Kathmandu, voller Shops, gutgehen lassen. Die teuersten Mahlzeiten kosten hier 3 Euro, waehrend man Getraenke schon fuer 50 Cent bekommt.
Da ich ueble Verspannungen im unteren Ruecken und im Nacken hatte wegen der holprigen Jeepfahrt, habe ich mich noch fuer eine Massage entschieden.
Nach einer kurzen Suche habe ich ein serioes aussehendes Schild entdeckt, auf welchem verschiedene Massagearten und Therapieformen abgebildet waren.
Der Treppengang, welcher von einer kleinen Seitengasse aus hinauffuehrte, war weniger einladend, weil sehr eng und schmutzig. Dort habe ich das erste Mal Angst bekommen.
Das "Massagestudio", ein kleiner Raum, welcher von einem Raumteiler durchzogen war, sah aber freundlicher aus, weil grosse Fenster viel Licht hineinliessen und auf die Hauptstrasse ausgerichtet waren.
Nach einer sehr kurzen Verhandlung haben ich und die Masseusen auf einen Preis von 6 Euro geeinigt.
Nun wurde es bizarr. Die beiden haben mich gefragt, welches Maedchen ich denn gerne haette. Mir war das recht egal. Frankenstein waere mir am liebsten gewesen, weil der die kraeftigsten Haende gehabt haette, aber die beiden schienen mir diesbezueglich ebenbuertig...
Zu meinem Entsetzen wurde ich, nachdem ich im Vorraus bezahlt hatte, in einen dunklen, schmutzigen Nebenraum ohne Tageslicht gefuehrt, welcher bis auf ein verranztes Bett nicht viel enthielt.
Das, was ich befuerchtet hatte, hat sich am Ende meiner Massage, welche eigentlich in Ordnung war, bewahrheitet. Kurz vor Ende hat mich meine Masseuse gefragt: "Sex?". Ich war also an jemanden geraten, der Massagen mit "Happy Ending" durchfuehrt. Bei dem Gedanken daran, dass die Flecken auf dem Bettlaken, auf welchem ich lag, doch nicht nur aus Massageoel bestanden und daran, was die Masseuse an diesem Tag wohl schon in der Hand hatte ausser meinen Nackenmuskeln, wurde mir schlecht.
Nach 2 weiteren Minuten, welche sie nach meiner ersten verdutzten Nachfrage so wie meinem "no!?!" damit verbrachte, mich am Koerper mit irgendetwas einzupudern, habe ich benommen und verwirrt das Studio verlassen...

Gestern, als ich mich schon von den Leuten von meiner Tibetgruppe verabschiedet hatte, hat mich noch Alexander, welchen ich am letzten Abend in Tibet kennengelernt habe, zum Affentempel und zu einem riesigen Stupa, gefuehrt.
Er, Diamantwegbuddhist auf vierwoechiger Pilgerreise mit ein paar anderen Leuten aus Deutschland, konnte mir viel mehr sagen ueber den Tibetbuddhismus und das, was wir besichtigten.
Beim Affentempel handelt es sich um eine Tempelanlage auf einem Berg, auf dem sich tatsaechlich Affen herumtreiben.
Der Tempel an sich war nicht sehr besonders, aber wir hatten eine grandiose Aussicht auf die Stadt.
Bei dem Stupa, eine Art Turm in der Mitte eines Runden Platzes, welcher mit Abstand der groesste war, den ich gesehen habe, handelt es sich Alexander zufolge um eines der groessten Heiligtuemer der Buddhisten.
Viel zu sehen gab es aber auch hier nicht bis auf ein paar Kloester, welche sich den Rand des Platzes mit einigen Cafes teilten.

Heute habe ich gar nichts mehr unternommen, sondern freue mich einfach nur auf die Heimreise, besser gesagt auf die ruhige Zeit danach.

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