Samstag, 2. Oktober 2010
Zurueck in Chengdu, Eindruck von den Chinesen
Der gestrige Tag wurde auch nicht viel angenehmer als der vorige, da mich die Leute von meinem Hostel in Wuhan wieder aeusserst inkompetent beraten haben und meinten, ich muesse einfach zur Busstation gehen, ein Ticket kaufen und in den Bus einsteigen.
Das hat sich eigentlich ganz einfach angehoert, war es aber nicht, da in der Naehe der Busstation mehrere tausend Menschen herumgewuselt sind und ich gar nicht wusste, wo ich hinmuss. Ausserdem hat man mir spaeter noch erklaert, dass mein Bus, der letzte Bus zum Flughafen an diesem Tag, wegen dem Feiertagsverkehr gar nicht oder nur sehr verspaetet kommen koennte. Waere ich also nicht frueher aufgebrochen, als es mir die Angestellten vom Hostel geraten hatten, haette ich es vermutlich nicht rechtzeitig zum Flughafen geschafft...
Ich hatte einmal mehr echtes Glueck, dass mir jemand, der Englisch konnte, geholfen hat.
Das waren diesmal 2 Maedchen, welche gerade auch bei der Busstation waren, um ein Ticket zu kaufen.
Sie haben mir beim Ticketkauf geholfen, sich fuer mich erkundigt, wo ich auf den Bus warten muss und mich zum Abfahrtsort eskortiert.
Auf der Fahrt zum Flughafen war ich sowieso wieder auf der sicheren Seite, weil ich Tina, eine BWL-Studentin aus Wuhan, welche ein dreimonatiges Praktikum in Ungarn absolviert hat, kennengelernt habe. Diese konnte naemlich fliessend Englisch sprechen und mich haette mich darauf hinweisen koennen, wenn ich irgendeinen Unsinn gemacht haette, wie z.B. zu frueh auszusteigen.
Wir haben uns auf der Fahrt und beim Warten auf dem Flughafen ein wenig ueber die kulturellen Unterschiede unterhalten.
Was ich in dieser und anderen Konversationen sowie am eigenen Leib erfahren habe, versuche ich weiter unten zusammenzufassen.

Heute habe ich mich von der Aufregung des letzten Tages erholt. Den Tag begonnen habe ich mit einem gemeinsamen Abschiedsfruehstueck mit Jose und Anne, welche ebenfalls vor kurzem von ihrem Trip zurueckgekehrt waren, aber heute Mittag schon wieder aufgebrochen sind.
Hoffentlich klappt es mit ihrem Plan, naechstes Jahr nach Europa zu reisen und in Wuerzburg vorbeizuschauen.
Daraufhin habe ich mich fuer die 44 Stunden waehrende Zugreise nach Lhasa eingedeckt. Auf dem Speiseplan der naechsten Tage stehen Toast mit Kartoffelchips, Milchbroetchen und Muffins, sowie Centrumkapseln zum Substituieren all dessen, was diese Kost nicht enthaelt.
Das einzige was noch gefehlt hat, waren Oropax. Diese kann man hier naemlich in keinem einzigen Supermarkt kaufen, wie ich vor einigen Tagen nach langer Suche zusammen mit Salome und Eduard feststellen musste.
Salome hatte da aber einen Plan in der Hinterhand, wie ich jetzt festgestellt habe. Sie hat fuer mich original deutsche Oropax im Internet bestellt und ans Hostel liefern lassen.

Bei den Tibetern handelt es sich um ganz andere Menschen, als bei den restlichen Chinesen, wie mir mittlerweile eine Menge Leute berichtet haben. Deswegen versuche ich mich, zum Abschied vom wirklich chinesischen China, an einer Beschreibung der Chinesen, wie ich sie wahrgenommen habe.
Ersteinmal: fast keiner spricht Englisch. Die fast unueberwindbare Sprachbarriere macht es unglaublich schwer, mit ihnen in Kontakt zu treten und sich in sie einzufuehlen.
Die Menschen hier sind im taeglichen Leben wirkliche Ruepel und sind oft ruecksichtslos, wie man z.B. am Strassenverkehr erkennen kann.
Ich habe jetzt aber, denke ich, genuegend Situationen geschildert, in welchen sich die Chinesen als extrem hilfsbereit herausgestellt haben. In Deutschland wuerde sich kaum jemand Zeit nehmen, mit einem Fremden eine halbe Stunde oder laenger durch die Stadt zu rennen oder auch nur irgendwo hinzufuehren.
Und sie sind sehr neugierig und offen trotz der Sprachbarriere. Auf dem Kreuzfahrtschiff z.B. habe ich einen Abend mit einigen Leuten an Bord damit verbracht, dass wir uns darueber verstaendigt haben, was sie von Deutschland wissen. Da war einer, der mindestens 20mal so getan hat, als wuerde er rennen und einen Ball treten und dann im haertesten chinesischen Akzent Rummenige, Beckenhauer oder Ballack gesagt hat, um mit einem bestaetigenden, erhobenen Daumen anzudeuten, dass er sie gut findet.
Da kam auch ohne wirkliches Gespraech eine freundliche, warme Atmosphaere zustande.
Im Grossen und Ganzen kann man die Leute meiner Meinung nach ganz gut mit den Worten hart aber herzlich beschreiben.

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