Freitag, 24. September 2010
Pandaaufzuchtstation, Sichuan Oper, kritische Chinesen
andi19987, 18:35h
Gestern ging es auf zur Pandaaufzuchtstation in Chengdu, die groesste weltweit. Hier sind mehrere dutzend Grosse Pandas (das was man sich unter einem Pandabaeren vorstellt) sowie einige Rote Pandas, welche ein wenig wie Waschbaeren mit rotbraunem statt grauen Fell aussehen, untergebracht.
Ich muss schon sagen, dass Pandas wahrscheinlich die knuffigsten Tiere der Welt sind.
Von der Statue her waren sie gar nicht so gebaut, wie ich es erwartet haette. Sie waren nicht so dick und bei Weitem nicht so gross, wie ich erwartet haette.
Waehrend ich weissschwarze Grizzlys erwartet, die uns ueberragen, sind sie in Wirklichkeit nicht groesser als Kinder mit etwa 10 Jahren, vielleicht in etwa 120 cm gross.
Zumindest in der Aufzuchstation haben sie ein sehr faules Leben. Sie sind den ganzen Tag nur damit beschaeftigt, ihren Bambus zu fressen, meistens im Liegen.
Sie packen sich meist ein paar Bambusrutenl, um sich, an den Bambus gehaftet, zu Boden fallen zu lassen und sich dann, auf dem Ruecken liegend, genuesslich die Blaetter mit den Pfoten, welche der menschlichen Hand aehneln insofern, dass sie auch richtig greifen koennen, ins Maul zu stopfen.
Ab und zu sind sie damit beschaeftigt, ihren Spieltrieb auszuleben. Dann rennen sie umher, was ziemlich plump und unbeholfen aussieht, obwohl sie eine ahnsehnliche Geschwindigkeit erreichen koenen, schlagen Purzelbaeume (die schlechten ueber die Seite, fuer welche man im Sportunterricht bestenfalls eine 4 erhaelt) oder turnen auf den Baeumen herum.
Man sieht diesen Tieren, welche sich heute ausschliesslich von Bambus, gelegentlich aber auch von Aas ernaehren, foermlich ihre friedfertige Art an.
Und sie haben mit ihrer vegetarischen Lebensweise sage und schreibe 8 Millionen Jahre ueberlebt, obwohl ihre direkten Vorfahren Fleischfresser waren und ihre Maegen auf die Verdauung von Fleisch angelegt sind.
- Die Argumente der Carnivoren unter uns, dass einem ohne Fleisch Naehrstoffe fehlen und dass unsere Vorfahren bereits Fleisch assen, greifen also nicht...
Weil sie den Bambus aber nur zu einem kleinen Teil verarbeiten koennen, brauchen sie Unmengen, in etwa 25 Kg taeglich, und deswegen muten sie auch so faul und traege an.
Die roten Pandas waren auch sehr suess, auch wenn nicht ganz so originell wie die grossen Pandas.
Wie waren von der Flinkheit und Kletterfaehigkeit her etwas zwischen Eichhoernchen und Katze, haben sich aber, wie die Pandas, Bambusstaebe gegriffen und zum Essen auf den Hintern gesetzt.
Fuer den Abend habe ich mir einen Platz im lokalen Theater fuer die allabendliche Sichuan (das ist der Name der Provinz hier) Oper gesichert.
Diese ist anscheinend beruehmt fuer das sogenannte facechanging, worunter ich mir aber nichts vorstellen konnte, bevor ich es gesehen habe.
Zuerst aber kamen verschiedene andere Einlagen, von flickflackschlagenden Turnern, majaestaetisch kostuemierten Saengern (sie stellten 3 Helden aus dem Alten China dar, sowie den Kaiser, welcher von ihnen gestuerzt wurde), gefolgt von einer komoediantischen Einlage, in welcher eine dominante Ehefrau von ihrem albernen aber geschickten Ehemann verschiedene Geschicklichkeitseinlagen, welche er mit einer Oellampe auf seinem Kopf erledigen musste, forderte, sowie einem Solo eines Berhu (Saiteninstrument, welches wie ein Cello mit einem winzigen Korpus aussieht und wie eine Geige klingt).
Das facechanging kam dann als Highlight am Schluss. Die facechanger hatten wie die 3 Helden zuvor praechtige Kostueme an und aehnelten mit ihren Masken und der Kleidung den Waechtern, welchen man in tibetischen Tempeln begegnet.
Wahrend sie mit ihren Armen durch die Luft fuhren, aenderte sich ihre Maske schlagartig, sodass niemand den Wechsel an sich mitbekam. Umrandet wurde die Buehne dabei von Feuerspuckern.
Ich fand diese Oper nicht ganz so kitschig, wie die Kungfushow, welche wir in Peking besucht haben (ich bin nicht dazugekommen, diese zu beschreiben, obwohl der Titel des vorletzten Eintrags bereits darauf hinweist). Waehrend bis auf ihre Herzschmerzeinlagen, auf welche die zumeist kitschversessenen Chinesen abfahren, zweitere nicht allzuviel mit der heimischen Kultur zu tun hat, findet die chinesische Oper schon seit Jahrhunderten in dieser Form ihren Platz in der Gesellschaft.
In der Oper habe ich Salome, eine Chinesin, welche im gleichen Hostel wie ich untergebracht ist, kennengelernt.
Nach der Oper haben wir uns in der Hostelbar noch eine Zeit lang ueber China unterhalten, vor allem ueber die chinesische Politik.
Sie betrachtet diese sehr kritisch. Von ihr habe noch einige Dinge ueber die chinesische Geschichte in Erfahrung gebracht.
Ihrer Meinung nach ist z.B. Taiwan chinesischer als China, da Taiwan zur Zeiten der Kulturrevolution vom Rest Chinas abgegrenzt war und von ihr unangetastet blieb. Waehrend die fanatischen Horden der Maoisten, welche in China wueteten, dort viele kulturell wertvolle Gebaeude und Schriften vernichteten, blieb die taiwanesische Kultur von Maos Politik unberuehrt.
Sie war bereits in Tibet und hat gemeint, dass die Tibeter, welche sich kulturell und ethnisch stark von den anderen Voelkern in China unterscheiden, immermehr assimiliert werden und die urspruengliche tibetische Kultur verloren geht, weil China Tibet invadiert, respektlos und ohne Ruecksicht gegenueber der dortigen Religion, weil die Chinesen selbst zumeist areligioes sind.
Das aehnliche geschieht mit den Uiguren, einer anderen Minderheit im Westen Chinas.
Von der chinesischen Sicherheitspolitik, vor allem das Internet betreffend, war sie ebenso wenig begeistert, wie von der Tibetpolitik.
Auf meine Frage, ob es nicht gefaehrlich sei, sich so zu aeussern, meinte sie, dass es heutzutage nichtmehr so schlimm sei wie 1989, wo den Leuten nach dem Tiananmenmassaker von der Regierung das Sprechen ueber dieses streng verboten wurde.
In studentischen Kreisen wissen ihr zufolge viele, wie man sich objektive Nachrichten beschafft und sprechen auch offen darueber.
Ich muss schon sagen, dass Pandas wahrscheinlich die knuffigsten Tiere der Welt sind.
Von der Statue her waren sie gar nicht so gebaut, wie ich es erwartet haette. Sie waren nicht so dick und bei Weitem nicht so gross, wie ich erwartet haette.
Waehrend ich weissschwarze Grizzlys erwartet, die uns ueberragen, sind sie in Wirklichkeit nicht groesser als Kinder mit etwa 10 Jahren, vielleicht in etwa 120 cm gross.
Zumindest in der Aufzuchstation haben sie ein sehr faules Leben. Sie sind den ganzen Tag nur damit beschaeftigt, ihren Bambus zu fressen, meistens im Liegen.
Sie packen sich meist ein paar Bambusrutenl, um sich, an den Bambus gehaftet, zu Boden fallen zu lassen und sich dann, auf dem Ruecken liegend, genuesslich die Blaetter mit den Pfoten, welche der menschlichen Hand aehneln insofern, dass sie auch richtig greifen koennen, ins Maul zu stopfen.
Ab und zu sind sie damit beschaeftigt, ihren Spieltrieb auszuleben. Dann rennen sie umher, was ziemlich plump und unbeholfen aussieht, obwohl sie eine ahnsehnliche Geschwindigkeit erreichen koenen, schlagen Purzelbaeume (die schlechten ueber die Seite, fuer welche man im Sportunterricht bestenfalls eine 4 erhaelt) oder turnen auf den Baeumen herum.
Man sieht diesen Tieren, welche sich heute ausschliesslich von Bambus, gelegentlich aber auch von Aas ernaehren, foermlich ihre friedfertige Art an.
Und sie haben mit ihrer vegetarischen Lebensweise sage und schreibe 8 Millionen Jahre ueberlebt, obwohl ihre direkten Vorfahren Fleischfresser waren und ihre Maegen auf die Verdauung von Fleisch angelegt sind.
- Die Argumente der Carnivoren unter uns, dass einem ohne Fleisch Naehrstoffe fehlen und dass unsere Vorfahren bereits Fleisch assen, greifen also nicht...
Weil sie den Bambus aber nur zu einem kleinen Teil verarbeiten koennen, brauchen sie Unmengen, in etwa 25 Kg taeglich, und deswegen muten sie auch so faul und traege an.
Die roten Pandas waren auch sehr suess, auch wenn nicht ganz so originell wie die grossen Pandas.
Wie waren von der Flinkheit und Kletterfaehigkeit her etwas zwischen Eichhoernchen und Katze, haben sich aber, wie die Pandas, Bambusstaebe gegriffen und zum Essen auf den Hintern gesetzt.
Fuer den Abend habe ich mir einen Platz im lokalen Theater fuer die allabendliche Sichuan (das ist der Name der Provinz hier) Oper gesichert.
Diese ist anscheinend beruehmt fuer das sogenannte facechanging, worunter ich mir aber nichts vorstellen konnte, bevor ich es gesehen habe.
Zuerst aber kamen verschiedene andere Einlagen, von flickflackschlagenden Turnern, majaestaetisch kostuemierten Saengern (sie stellten 3 Helden aus dem Alten China dar, sowie den Kaiser, welcher von ihnen gestuerzt wurde), gefolgt von einer komoediantischen Einlage, in welcher eine dominante Ehefrau von ihrem albernen aber geschickten Ehemann verschiedene Geschicklichkeitseinlagen, welche er mit einer Oellampe auf seinem Kopf erledigen musste, forderte, sowie einem Solo eines Berhu (Saiteninstrument, welches wie ein Cello mit einem winzigen Korpus aussieht und wie eine Geige klingt).
Das facechanging kam dann als Highlight am Schluss. Die facechanger hatten wie die 3 Helden zuvor praechtige Kostueme an und aehnelten mit ihren Masken und der Kleidung den Waechtern, welchen man in tibetischen Tempeln begegnet.
Wahrend sie mit ihren Armen durch die Luft fuhren, aenderte sich ihre Maske schlagartig, sodass niemand den Wechsel an sich mitbekam. Umrandet wurde die Buehne dabei von Feuerspuckern.
Ich fand diese Oper nicht ganz so kitschig, wie die Kungfushow, welche wir in Peking besucht haben (ich bin nicht dazugekommen, diese zu beschreiben, obwohl der Titel des vorletzten Eintrags bereits darauf hinweist). Waehrend bis auf ihre Herzschmerzeinlagen, auf welche die zumeist kitschversessenen Chinesen abfahren, zweitere nicht allzuviel mit der heimischen Kultur zu tun hat, findet die chinesische Oper schon seit Jahrhunderten in dieser Form ihren Platz in der Gesellschaft.
In der Oper habe ich Salome, eine Chinesin, welche im gleichen Hostel wie ich untergebracht ist, kennengelernt.
Nach der Oper haben wir uns in der Hostelbar noch eine Zeit lang ueber China unterhalten, vor allem ueber die chinesische Politik.
Sie betrachtet diese sehr kritisch. Von ihr habe noch einige Dinge ueber die chinesische Geschichte in Erfahrung gebracht.
Ihrer Meinung nach ist z.B. Taiwan chinesischer als China, da Taiwan zur Zeiten der Kulturrevolution vom Rest Chinas abgegrenzt war und von ihr unangetastet blieb. Waehrend die fanatischen Horden der Maoisten, welche in China wueteten, dort viele kulturell wertvolle Gebaeude und Schriften vernichteten, blieb die taiwanesische Kultur von Maos Politik unberuehrt.
Sie war bereits in Tibet und hat gemeint, dass die Tibeter, welche sich kulturell und ethnisch stark von den anderen Voelkern in China unterscheiden, immermehr assimiliert werden und die urspruengliche tibetische Kultur verloren geht, weil China Tibet invadiert, respektlos und ohne Ruecksicht gegenueber der dortigen Religion, weil die Chinesen selbst zumeist areligioes sind.
Das aehnliche geschieht mit den Uiguren, einer anderen Minderheit im Westen Chinas.
Von der chinesischen Sicherheitspolitik, vor allem das Internet betreffend, war sie ebenso wenig begeistert, wie von der Tibetpolitik.
Auf meine Frage, ob es nicht gefaehrlich sei, sich so zu aeussern, meinte sie, dass es heutzutage nichtmehr so schlimm sei wie 1989, wo den Leuten nach dem Tiananmenmassaker von der Regierung das Sprechen ueber dieses streng verboten wurde.
In studentischen Kreisen wissen ihr zufolge viele, wie man sich objektive Nachrichten beschafft und sprechen auch offen darueber.
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